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RED AND GREEN

What is the story behind the photo showing a red MGB in front of a green East German meadow in the early 2000’s?

Whilst researching the history of Golf in East Germany after 1945 in what was to become the German Democratic republic my journey brought me to Saalfeld, Thuringia, 55km south of the state capital Erfurt and 140km Southwest of Leipzig.

It was here, that Dr. Ernst Hüther (1880-1944) after having taken over the majority of shares in the Schokoladenfabrik Mauxion in 1918 had asked the Dresden based architect Max Hans Kühne (Lossow & Kühne) to build a residence for the Hüther family. This house, just about one kilometre away from the chocolate factory, was built in 1923/24. Using the term “house” here is a slight understatement though, as we are talking about a mixture of castle, country estate and villa. 

Not enough, Dr. Hüther by the end of the 1920s asked the then leading British Golf architectural practice of Colt, Allison & Morrison to design a private golf course using the park. This golf course was designed by John S.F. Morrison and built by the Berlin based company Späth Gartenbau.

The routing of the fairways as can be seen on the course map shown here proofed to be somewhat chaotic, as several fairways crossed each other. 6 Tees and six greens made up a 9-hole course, with three greens being played at from different angles twice each. Uncommon today, this was a practice used quite often for private golf courses during the 1920s, the original layout of the Gütermann Gutach golf course north of Freiburg in Breisgau was not much different to mention only one example.

One must bear in mind, that the course was used by a maximum of 8 players at the same time. The Hüther family was often joined by the Schaede family with their daughter (an industrialist family from the nearabout) and a certain Mr. Müller-Junghans, at least according to the 1936 yearbook of the German Golf Association.

Interestingly, there was even a full-time golf professional, Mr Willi Bessner, part of a dynasty of golf professional from the Bavarian Spa town of Kissingen, where golf started in 1911. Seven brothers and all of them became golf professional. Even though it was well known the golf course on the Bergfried was a private golf course without a proper golf club being attached to it, membership in the “Fachamt Golf”, as the German Golf Federation was called in 1934 before being renamed to its original name in 1936, became compulsory, as it did for Gutach and several other private golf courses in Germany. In 1939 the club had eight members according to the German Golf Federation yearbook.

From the golf architectural point of view Green number 3, also used as number 8, was the most interesting green as German golf architect Bernhard von Limburger reported after having played the course at Saalfeld during the 1930’s. This green was first approached from below, then from above, first from the wide side of the green, then from the narrow side of the green.

The Bergfried golf course was closed down in 1945 when the Hüther family had to leave Russian occupied Thuringia losing their property including the famous family-owned chocolate factory “Mauxion”.

It would be relatively easy to restore the golf course, only parts of the seventh fairway are now covered by a building, but there is plenty of neighbouring open space that could be used as a golf course. At least that’s what the director of the Saalfeld building office told me then.

In 2015 a rather short-lived initiative was set up in Saalfeld just to do that. On 23 January 2016, the “Ostthüringer Zeitung” reported on that, but nothing was heard again, but as we all know, hope dies last.

Any Questions & Answers regarding Saalfeld – please contact the author via history@depeche-golf.com

Christoph Meister
May 2024

DE

ROTES AUTO, GRÜNE WIESE

Was genau steckt hinter unserem Foto, das einen roten MGB neben einer grünen ostdeutschen Wiese in den frühen 2000er Jahren zeigt?

Bei meinen Recherchen zur Geschichte des Golfsports in Ostdeutschland führte mich meine Reise einmal in die kleine Stadt Saalfeld in Thüringen, 55 km südlich der Landeshauptstadt Erfurt und 140 km südwestlich von Leipzig.

Hier hatte der wohlhabende Geschäftsmann Dr. Ernst Hüther (1880-1944), nachdem er 1918 die Aktienmehrheit der berühmten Schokoladenfabrik Mauxion übernommen hatte, den Dresdner Architekten Max Hans Kühne (von Lossow & Kühne) mit der Planung und dem Bau eines Wohnhauses für seine Familie beauftragt. 

Das Haus, das etwa einen Kilometer von der Fabrik entfernt ist, wurde 1923/24 erbaut. Der Begriff “Haus” ist hier allerdings etwas untertrieben, denn es handelt sich um eine Mischung aus weitläufigem Schloss, Landsitz und prächtiger Villa.  

Doch das riesige Gebäude war nur einer der extravaganten Pläne von Dr. Hüther. Ende der 1920er Jahre beauftragte er das damals führende britische Golfarchitekturbüro Colt, Allison & Morrison mit der Planung eines privaten Golfplatzes auf dem Gelände. Der Platz wurde dann von John S.F. Morrison entworfen und von der Berliner Firma Späth Gartenbau gebaut.

Das Routing der Fairways – wie auf dem hier abgebildeten Plan des Golfplatzes zu sehen – erwies sich als etwas chaotisch, da sich mehrere Fairways kreuzten. Die Neun-Loch-Anlage bestand aus sechs Abschlägen und sechs Grüns, wobei drei der Grüns zweimal pro Runde angespielt wurden – wenn auch aus unterschiedlichen Richtungen.

Dieses Prinzip, heutzutage unüblich, wurde in den 1920er Jahren beim Bau privater Golfplätze häufiger verwendet und es lassen sich dafür noch weitere Beispiele nennen. Die ursprüngliche Anlage des Golfplatzes Gütermann Gutach nördlich von Freiburg im Breisgau ist nur eines davon.

Man muss bedenken, dass solche Privatplätze in der Regel von höchstens 8 Spielern gleichzeitig bespielt wurden.

Wir wissen, dass sich der Familie Hüther oft die Schaedes (eine in der Nähe lebende Industriellenfamilie) und ein gewisser Herr Müller-Junghans zum Golfspiel anschlossen, zumindest laut dem Jahrbuch des Deutschen Golf Verbandes von 1936.

Interessanterweise gab es sogar einen Vollzeitgolfprofessional in Dr. Hüthers Diensten. Willi Bessner stammte aus einer Dynastie von Golflehrern aus dem bayerischen Kurort Kissingen, wo seit 1911 Golf gespielt wurde. Willi und seine sechs Brüder wurden alle Golfprofis – aber das ist eine andere Geschichte.

Obwohl Hüthers Spielwiese “Bergfried” ein privater Golfplatz ohne angeschlossenen Golfclub war, wurde während der NS-Herrschaft auch für private Golfclubs die Zugehörigkeit zum “Fachamt Golf” zur Pflicht und 1939 hatte der “Club” laut Jahrbuch des Deutschen Golf Verbandes acht Mitglieder.

Aus golfarchitektonischer Sicht war Grün Nummer 3, das zusätzlich auch als Nummer 8 gespielt wurde, das “interessanteste”, wie der deutsche Golfarchitekt Bernhard von Limburger nach einem Spiel auf dem Saalfelder Platz in den 1930er Jahren einmal bemerkte.

Während es als drittes Loch gespielt wurde, wurde das Grün von unten auf der breiteren Seite, später in der Runde (als achtes Loch) von oben auf der schmaleren Seite angespielt.

Der Golfplatz Bergfried wurde nach dem Krieg 1945 geschlossen, als die Familie Hüther nach ihrer Enteignung das sowjetisch besetzte Thüringen verließ. Die stalinistischen Machthaber und ihre ostdeutschen Nachfolger hatten keinerlei Interesse am Golfsport. Für sie war das „Royal and Ancient Game of Golf“ ein Sinnbild und Symbol westlicher Dekadenz und kapitalistischer Ausschweifungen.

Mir wurde gesagt, es wäre relativ einfach, den Golfplatz wiederherzustellen. Nur Teile des siebten Fairways sind bebaut, es gibt jedoch viele angrenzende Freiflächen, die genutzt werden könnten. 

Im Jahr 2015 wurde in Saalfeld eine eher kurzlebige Initiative gegründet, die eine Widerherstellung des Golfplatzes zum Ziel hatte. Am 23. Januar 2016 berichtete die “Ostthüringer Zeitung” darüber, aber seitdem ist nichts passiert.

Sollten Sie weitere Fragen oder auch Informationen zu Saalfeld haben, würde sich der Autor freuen, von Ihnen unter  history@depeche-golf.com zu hören.

Christoph Meister
Mai 2024