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Dieses sinkende Gefühl

Golf und Meeresspiegelanstieg 
Die Keramikkunst von Naomi Blundell Meyer

An der eher komplizierten Schnittstelle zwischen Sport, Kunst und Umweltbewusstsein fordern uns die abstrakten Keramikarbeiten von Naomi Blundell Meyer zum Nachdenken auf.

Die Situation ist – jeder weiß es – menschengemacht. Die Temperaturen steigen. Der Meeresspiegel steigt. Küsten sind betroffen. Land versinkt in den Fluten. Unsere Erde erfindet sich neu. In diesem Prozess – daran besteht kein Zweifel – könnten unsere wichtigsten Spielstätten bald für immer verloren gehen. St. Andrews, Portmarnock, Sandwich, die Nordseeinseln Sylt und Fanø und viele andere mehr.

Anhand von Vorhersagen zukünftiger Überschwemmungen verlässt Blundell Meyer die Grenzen von 2D-Karten (siehe Grafik) und verwandelt die wissenschaftlichen Daten in schaurig schöne dreidimensionale Formen, die die Bedrohung des Landes veranschaulichen.

Ihre Arbeiten machen das “Vertraute” unkenntlich und laden dazu ein, nicht nur die Titel der Werke zu hinterfragen, sondern auch die Narrative, die mit den Orten verbunden sind, auf die sie sich beziehen.

Die Skulpturen haben eine besondere Anziehungskraft: Ihre beklemmende Schönheit geht über die Konzepte der Karten oder Landschaften hinaus, auf die sie basieren. Sie evozieren dabei die Idee seltsamer Hybridarten. Teils Pflanze, teils Meerestier, teils Mensch. Wie Organismen einer neugeborenen Erde wirken sie. Wie versteinerte Kinder eines epischen Kampfes zwischen den Naturkräften. Sie sind vertraut und doch ziemlich andersweltlich.

Aber sie wirken nicht nur dunkel und bedrohlich. Blundell Meyer bewahrt einen leichten Hoffnungsschimmer. Gegen den extremen Ernst der drohenden Klimakatastrophe arbeitend, scheint die Künstlerin den Blick auf eine Zukunft zu richten, die zwar unheimlich, aber auch faszinierend sein wird. Und, das überrascht vielleicht, es liegt auch eine gewisse Ironie in ihren Skulpturen. Vielleicht sogar Humor.

Sie mögen Chiffren des Landes sein, das gegen die immer gierige Flut kämpft, aber sie sind auch Gefäße, fähig Flüssigkeiten aufzunehmen und zu bewahren. Im Kern sind sie Vasen.

Die Materialien spiegeln die Elemente der Küstenlandschaften wider: Das Wasser des Meeres, der Sand der erodierenden Ufer.

Die Farben und die Haptik, die Rauheit des Tones und die glatten, glänzenden, ölartigen Glasuren, sind bemerkenswert. Sie sprechen von der Dichotomie von Naturlandschaften und anthropozäner Disruption. 

Jedes Objekt scheint auch die Widerstandsfähigkeit und Schönheit des Landes einzufangen, die inmitten all der Turbulenzen Bestand haben.

Wenn wir uns auf die mysteriösen Tiefen von Blundell Meyers Kreationen einlassen können, finden wir vielleicht die Inspiration, um der katastrophalen Krise mit neuer Kraft und Besonnenheit zu begegnen. 

Sie wollen, dass wir unser Verhältnis zur Umwelt überdenken. Sie fordern uns auf, schnell und grundlegend handeln.

In einer Zeit des gefühlten Untergangs flüstern sie leise eine Botschaft der Hoffnung und erinnern uns daran, dass vielleicht doch nicht alles verloren ist.